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Vom konsequenten Nachhaken

Vom konsequenten Nachhaken

Im November des Vorjahres stieß ich bei einem Spaziergang durch Mariahilf auf großflächige Schmierereien. Der Tatort befindet sich in der Schmalzhofgasse im Bereich der Gedenktafel, die an die Novemberpogrome 1938 bzw. an die Vernichtung der dortigen Synagoge erinnert.

Ich thematisierte diesen Umstand nebst einigen zusätzlichen Überlegungen bezüglich der Form des öffentlichen Gedenkens an die Shoah in dem Beitrag „Die Novemberpogrome in Mariahilf. An ihren Taten, nicht an ihren Worten sollt ihr sie erkennen“.

Ich ging damals davon aus, daß der Beitrag mithelfen würde, diese unakzeptable Situation rasch zu beenden.

Als mich im Jänner dieses Jahres mein Weg wieder an der Gedenktafel vorbeiführte und ich mich dort mit einem unveränderten Zustand konfrontiert sah, reagierte ich nochmals umgehend, informierte das Büro der Bezirksvorstehung, die Israelitische Kultusgemeinde und die Leitung des PensionistInnen-Wohnhaus Mariahilf, auf dessen Rückseite sich die Gedenktafel befindet. Gleichzeitig ersuchte ich um die rasche Beseitigung der Graffiti.
Eine der angeschriebenen Stellen reagierte bereits am nächsten Tag und behauptete, daß die Tafel regelmäßig gereinigt würde. Außerdem erhielt ich den Titel „Beschwerdeführer“ und wurde um konstruktive Vorschläge ersucht. So konnte ich mich gleich zu Beginn über ein Stück Realsatire aus Mariahilf „erfreuen“.

Mein Warten auf weitere Antworten wurde vorerst nicht belohnt, sodaß ich mich entschloß – nach einer gebührlichen Wartezeit – ein weiteres Mail an die verbleibenden beiden Stellen zu senden.

Erfreulicherweise erhielt ich nun immerhin eine Nachricht. Mir wurde mitgeteilt, daß die Kulturabteilung der Stadt Wien (MA7) für die Reinigung zuständig sei und diese auch bereits veranlaßt wurde.

Beim Dritten im Bunde bedurfte es zu guter Letzt eines Briefes, um diesen aus der Reserve zu locken.
Kürzlich traf das Antwortschreiben ein: Man habe sich bereits nach meinem ersten Mail mit den zuständigen Stellen ins Einvernehmen gesetzt. Ich staunte. Und ich fragte mich, warum man mir das nicht gleich nach diesem meinen ersten Mail geschrieben hat, sondern mich im Antwort-Nichts hängen ließ …
Vielleicht, um mich im konsequenten Nachhaken zu schulen? Denn in der Zwischenzeit hatte ich meinerseits bereits mit der MA 7 Kontakt aufgenommen. Von einer Dame der Kulturabteilung erhielt ich rasch und unbürokratisch die Information, daß die Tafel bzw. ihr Umfeld nicht nur gereinigt, sondern auch die schon etwas in die Jahre gekommene und dadurch verblaßte Schrift nachgezogen werde. Zur Durchführung dieser Arbeiten müsse die wärmere Jahreszeit abgewartet werden .

Ich freue mich auf die baldige positive Erledigung und bin voller Hoffnung, daß Fragen und aufgezeigte Probleme in Zukunft vielleicht etwas rascher und weniger umständlich gelöst werden.

Georg Schober


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2 Kommentare

  1. „Bestnote“ oder „Selten so gelacht“ « Mariahilfer Synagoge

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