Zur Navigation Zum Seitenanfang


„Brett vorm Kopf“ oder „balla-balla“

„Brett vorm Kopf“ oder „balla-balla“

Ich bin es noch immer: naiv und kritisch zugleich.
Ich tu es noch immer: Kritik offen aussprechen.

Eine der Folgen: Im Gespräch mit manchen ExpertInnen aus der Jugendarbeit löse ich eine bemerkenswerte reflexartige Reaktion aus. Kritisiere ich bestimmtes Verhalten von Kindern und Jugendlichen, taucht bei meinem Gegenüber ein Brett vor dem Kopf auf. Aufschrift: „Jeder Mensch, der jugendliches Verhalten nicht hundertprozentig gutheißt, ist humorlos, intolerant, konservativ – und ein bißchen balla-balla.“ Manchmal erhalte ich zum Brett ein mildes Lächeln dazu …

Vielleicht haben meine GesprächspartnerInnen ja recht mit dem balla-balla. Wie kann ich auch so naiv sein zu glauben, daß ich von Menschen, die Offenheit und Toleranz von der Umwelt für ihr „Klientel“ fordern, dieselbe Haltung gegenüber anderen erwarten darf. Meine Naivität läßt mich immer noch nach Wegen für ein Miteinander und nach einer Lösung im Interesse aller suchen. Allerdings lockern diese Intentionen weder das Brett noch lassen sie das milde Lächeln verschwinden.

Manchmel gibt’s aber auch gar kein Lächeln, sondern nur das Brett, und harsche Worte dazu. Zum Beispiel in Form der Wortspende eines Mitarbeiters einer Jugend-Organistion, der sich beim Stichwort „Ruhepark“ genervt fühlt, weil dieses Thema schon wieder! daherkommt …

Ich bemühe mich, dieses Gefühl nachzuvollziehen und zu verstehen: Da ist man in der Jugendbetreuung beschäftigt und muß sich während der Arbeitszeit auch noch mit Menschen herumschlagen, die nicht alle Verhaltensweisen der Kids cool finden. Allein, mein Bemühen um Verständnis will mir immer seltener gelingen …

Richtig drollig wird es, wenn gefährliche Aktionen wie zum Beispiel Autos auf der Straße aufhalten und Beifahrertüren aufreißen von einigen ExpertInnen in der Jugendarbeit sinngemäß zum Lausbuben- und Lausmädchenstreich erklärt werden. Allein, meine Naivität will nicht ausreichen, um Selbst- und Fremdgefährdung mit harmlosen Streichen gleichzusetzen.

So hoffe ich in meiner Naivität, daß bei Fachmenschen im Bereich der Jugendarbeit aus dem Brett vor dem Kopf kein Bretterzaun wird, hinter dem noch mehr krude Ideen und seltsame Vorstellungen eines gesellschaftlichen Miteinanders gedeihen.

In der Zwischenzeit werde ich trotzdem weiterhin naiv und kritisch bleiben, mein Unbehagen offen aussprechen – und halt ein bißchen balla-balla sein.

Petra Öllinger


Diese Seite drucken Diese Seite drucken

Noch keine Kommentare

Einen Kommentar schreiben: