Wahlen Wien 2010 – SPOE Mariahilf
SPÖ Mariahilf – Antwort von Frau Bezirksvorsteherin Renate Kaufmann
Welche konkreten Ideen, Überlegungen bzw. Standpunkte gibt es seitens Ihrer Partei zu folgenden Themen?
1. Umfassende BürgerInnenbeteiligung, die bereits im Planungsstadium von kommunalen Projekten einsetzt.
seit ich bezirksvorsteherin im 6. bezirk bin, wurden alle anstehenden umgestaltungs und größeren sanierungsmaßnahmen im bezirk im bürgerInnenbeteiligungsverfahren umgesetzt. laut der studie eines övp-gemeinderates, habe ich in den 9 jahren meiner tätigkeit als mariahilfer bezirksvorsteherin mehr bürgerInnebeteiligungsverfahren in die wege geleitet mehr als alle anderen bezirke gemeinsam. dies beginnt damit, dass ich spielgeräte, die in einer parkanlage aus altersgründen ausgetauscht werden müssen, gemeinsam mit den betroffenen kindern aussuche.
bei größeren straßensanierungsmaßnahmen lade ich die anrainerInnen dazu ein, mit den fachleuten der ma 28 und mir gemeinsam eine für alle annehmbare variante zu erarbeiten. dies ist mir insofern wichtig, als bei jeder baumpflanzung im straßenbereich parkplätze verloren gehen. es ist mir daher wichtig, die bewohnerInnen der umgebung selbst entscheiden zu lassen, ob ihnen bäume oder parkplätze wichtiger sind. als beispiele seien die schmalzhofgasse, die fügergasse, der kurt pint-platz und zuletzt das mollardplatzl, das zur zeit garade umgebaut wird, genannt.
besonders viel gestaltungsspielraum haben die mariahilferInnen bei anstehenden parkumgestaltungen. so wurden in meiner amtszeit bis jetzt der vinzenz von paul-park, der richard waldemar-park und der fritz imhoff-park umgestaltet. bei allen diesen projekten ist es mir sehr wichtig, dass die anrainerInnen beim ersten treffen ihre wünsche frei formulieren können. die jeweilige fachdienststelle erarbeitet aus diesen wünschen dann mehrere varianten, die in einem oder mehreren weiteren treffen mit den mariahilferInnen diskutiert und zu einer umsetzbaren variante zusammengeführt werden. es zeigt sich immer wieder, dass die direkt betroffenen sehr gut wissen, was sie brauchen und wollen. deshalb ist es auch kein zufall, dass die anrainerInnen mit dem ergebnis meist sehr zufrieden sind.
2. Welche Möglichkeiten sehen Sie, die Ziele der BürgerInnen-Initiativen „Mariahilfer Ruhe- und Therapiepark“
sie wissen, dass der ruhe- und therapiepark eines meiner ersten projekte in mariahilf war. ich bin deshalb sehr daran interessiert, dass er dementsprechend genutzt wird. bei dieser gelegenheit möchte ich mich bei ihnen beiden, frau mag.a öllinger und herr schober und allen anderen aktiven anrainerInnen für ihr engagement und tatkräftigen einsatz in dieser angelegenheit bedanken.
ich bin sehr froh darüber, dass es uns in zusammenarbeit mit dem pensionistenwohnhaus mariahilf gelungen ist, die gedenktafel aus der ecke in der schmalzofgasse herauszuholen und ihr einen würdigen und prominenteren rahmen im haupteingangsbereich des pensionistenwohnhauses zur verfügung zu stellen. dies wird hoffentlich wesentlich dazu beitragen, die gräuel dieser zeit niemals in vergessenheit geraten zu lassen und die mariahilfer geschichte auch von ihrer schattenseite den zukünftigen generationen nahezubringen. wie sie sicher wissen, ist auch das projekt „erinnern für die zukunft“ in meiner amtszeit umgesetzt worden. auch dieses projekt macht geschichte tagtäglich erlebbar und erinnerbar.
3. Integration und Kommunikation:
a) Integration von MariahilferInnen mit Migrationshintergrund;
b) Förderung der Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen.
auch in bezug auf integration und kommunikation habe ich versucht, optimale bedingungen in mariahilf zu schaffen. so wurde gleich zu beginn meiner amtszeit eine integrationskommission gegründet. dies war der grundstein für viele sehr gute projekte. so gibt es seither eine multireligiöse plattform unter federführung des evangelischen pfarrers neumann und der bezirksvorstehung mariahilf. dieser plattform sind eine vielzahl von größeren und kleinen religionsgemeinschaften des bezirkes beigetreten. es gab das projekt der integrationswerkstatt und eine vielzahl von veranstaltungen, die das ziel verfolgen, die unterschiedlichen kulturen einander näher zu bringen, konflikte erst gar nicht aufkommen zu lassen und ein miteinader zu fördern. als aktuelles beispiel für integration und kommunikation möchte ich ein neues pilotprojekt, die türkische teestunde im seniorentreff, nennen.
4. Außerschulische Angebote für Kinder und Jugendliche, die über das derzeitige Programm hinausgehen.
außerschulische angebote sind mir ein sehr großes anliegen. ich selbst bin auch mutter und inzwischen auch glückliche großmutter. in meinem ersten beruf war ich hauptschullehrerin und weiß deshalb, wie wichtig es ist, kindern auch außerhalb der schule ein gutes angebot zu machen. deshalb wurde auch vor einiger zeit der kleine jugendtreff „s´amt“ in ein größeres jugendcafe in der gumpendorfer straße umgewandelt. auch die aufsuchende parkbetreuung wird laufend ausgebaut bzw. an die bedürfnisse angepasst. geplant sind ein zweiter jugendklub in mariahilf und kreativworkshops. auchdas ferienspiel wird jährlich neu überarbeitet, modernisiert und findet sehr positiven anklang.
5. Konfliktbewältigung und Stärkung sozialer Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen:
a) im außerschulischen Bereich (z.B. in Parks);
b) in den Schulen – Mediation / SozialbetreuerInnen in Schulen.
in bezug auf die konfliktbewältigung in parks möchte ich nochmals auf die aufsuchende parkbetreuung „juvivo“ hinweisen. es hat sich in mariahilf bewährt, dass neben den fixen parkbetreuungsangeboten bei bedarf eine mobile einsatzgruppe zur stelle ist. ich hätte mir das auch für den straßenraum in den abend- und nachtstunden gewünscht. deshalb habe ich angeregt, das in anderen bezirken sehr erfolgreiche projekt „fair play“ nach mariahilf zu holen. fair play beinhaltet sozialarbeiterInnen, die in den abend und nachtstunden in den problemgebieten des bezirks, also zum beispiel vor szenelokalen oder an öffentlichen plätzen, unterwegs sind und durch kommunikation für ruhe sorgen. leider wurde dieses projekt in mariahilf von der övp und den grünen abgelehnt und damit zu fall gebracht. aus den bezirken, welche dieses projekt bereits umgesetzt haben, höre ich nur positives. ich hoffe, dass sich nach der wahl die beiden oppositionsparteien ebenfalls zu diesem projekt bekennen.
für die mediation in schulen ist die stadtverwaltung zuständig. dafür ist das bezirksbudget nicht vorgesehen, deshalb werden derartige projekte vom zuständigen stadtrat finanziert. ich weiß, dass auch diese angebote laufend ausgebaut werden.
6. Verbesserung der Angebote zur Betreuung von alten Menschen.
ich begegne täglich seniorInnen in mariahilf und bekomme immer wieder zu hören, dass mariahilf ein äußerst gutes seniorInnenangebot aufweist. alle angebote werden laufend evaluiert und den sich ändernden bedürfnissen angepaßt. so sind auch neue geriatrische tagesplätze und ein weiteres seniorenwohnhaus geplant. als bezirksvorsteherin plane ich noch mehr angebote für behinderte. bezirksrätin kordik hat mit dem e-mobil-projekt ein angebot für bewegungseingeschränkte menschen geschaffen. aber auch ausflüge und ähnliches für rollstuhlfahrerInnen sind ein teil des speziellen bezirksangebotes.
7. „Ganslwirt neu“ – Drogenberatungsstelle – SeniorInnenwohnhaus:
a) Integration der Drogenberatungsstelle in das Wohnumfeld;
b) Abstimmung unterschiedlicher Bedürfnisse von Drogenkranken und SeniorInnen;
c) Konsumräume für Drogenkranke.
in mariahilf entsteht demnächst ein sozialmedizinisches zentrum. diese einrichtung wird auf der zur zeit brach liegenden liegenschaft gumpendorfer gürtel 6/gumpendorfer straße 157 errichtet. es handelt sich um ein gebäude, das drei von einander völlig getrennte einrichtungen beherbergen wird. in dem gebäudeteil, der in die wallgasse ragt, wird ein mutter-kind zentrum untergebracht. gürtelseitig entsteht das seniorInnenwohnhaus und in den eckbereich gürtel/gumpendorfer straße wird die drogenberatung ganslwirt einziehen. ein großteil des gebäudekomplexes wird vor allem büroräume für den fonds soziales wien beinhalten. die dauernde anwesenheit von sozialarbeiterInnen wird der garant dafür sein, dass es zu keinerlei beeinträchtigung der wohnbevölkerung kommt. konsumräume für drogenkranke werden seitens der drogenkoordination wien abgelehnt und deshalb nicht im ganslwirt untergebracht. es geht primär um medizinische betreuung, unterstützung beim drogenentzug und sozialarbeiterischer betreuung insgesamt.
8. Schaffung von zusätzlichem Grünraum in Mariahilf.
bezüglich der schaffung von mehr zusätzlichem grünraum in mariahilf möchte ich darauf hinweisen, dass es mir gelungen ist, in den vergangenen jahren einige richtungsweisende projekte umzusetzen. so konnte der fritz imhoff-park auf beinahe das doppelte seiner ursprünglichen fläche vergrößert werden. die erweiterung und umgestaltung gelang in intensiver zusammenarbeit mit den direkten anrainerInnen. deshalb stieß die vergrößerung trotz des wegfalls von einigen parkplätzen auf großes positives echo. für ein weiteres wichtiges projekt, die erweiterung des minna lachs-parks wurde die flächenwidmung beschlossen und seitens der bezirksvertretung ein grundsatzbeschluss gefasst. dies ist für die stadt wien der startschuss für die vorarbeiten zu den ankaufsverhandlungen der betroffenen nachbarliegenschaften.
es wurden in den letzten jahren auch eine unzahl von straßenbäumen gepflanzt und kleinere grünflächen im straßenraum errichtet. hier wären zum beispiel der sogenannte magdalenenspitz (linke wienzeile/magdalenenstraße), die lehargasse, der flohmarktparkplatz, die fügergasse, schmalzhofgasse und die kreuzung gumpendorfer straße/otto bauer-gasse zu nennen. derzeit in umsetzung, vorbereitung bzw. planung sind das mollardplatzl, die laimgrubengasse, die esterhazygasse und die köstlergasse. viele dieser projekte sind das ergebnis einer aktiven bürgergruppe, die unter dem namen „mehr natur für mariahilf“ über mehrere monate intensiv an einem begrünungskonzept gearbeitet haben. ich möchte mich an dieser stelle bei diesen damen und herren recht herzlich bedanken.
9. Revitalisierung der strukturschwachen äußeren Gumpendorferstraße.
die gumpendorfer straße ist mir ein besonders anliegen. diese geschäftsstraße hat es in unmittelbarer nähe der mariahilfer straße besonders schwer. die kaufkraft wird sehr stark in das einkaufseldorado abgezogen. deshalb wurden bereits mehrere projekte wie zum beispiel „visionen für die gumpendorfer straße“ von mir ins leben gerufen. einige erfolge konnten gemeinsam mit dem einkaufsstraßenverein und der gebietsbetreuung mariahilf erzielt werden. so hat sich der innerstädtische bereich der gumpendorfer straße kontinuierlich in eine kultige gastro- und kreativzeile verwandelt. es gibt viele kleine architekturbüros, ateliers und trendige geschäfte, die besonders das junge publikum anziehen. es ist auch gelungen, in allen bereichen der gumpendorfer straße gute nahversorger anzusiedeln.
zur zeit läuft das projekt „die gumpendorfer – eine aktive straße“. im herbst wird im rahmen dieses projektes auch ein dialog mit den anrainerInnen gestartet um die wünsche der bewohnerInnen zu erheben. ich werde dafür sorgen, dass die finanzierung dieses projekts noch mindestens zwei weitere jahre gewährleistet ist.
10. Zukunft der Mariahilferstraße als Fußgängerzone.
auch die mariahilfer straße, die wiens einkaufsstraße nummer eins ist, muss täglich unter beweis stellen, dass sie wettbewerbsfähig bleibt. komfortable einkaufszentren in wien und umgebung stellen eine starke konkurrenz dar. an der mariahilfer straße wohnen aber nach wie vor viele menschen, die ebenfalls ihre bedürfnisse haben und in einer attraktiven wohnumgebung leben möchten. die änderungen in den bedürfnissen fordern auch eine neuorganisation der verkehrsorganisation. ich denke dabei vor allem an die täglich ansteigenden fußgängerInnen- und radfahrerInnenzahlen. dadurch wäre ein anderes verkehrskonzept für die mariahilfer straße sehr sinnvoll und notwendig.
es freut mich sehr, dass ich einen sehr engagierten professor der tu-wien dafür gewinnen konnte, mit seinen studentInnen projekte für die mariahilfer straße zu erarbeiten. die ergebnisse dieser erhebungen sollen – sobald sie ausgearbeitet sind – der breiten öffentlichkeit und vor allem den betroffenen anrainerInnen präsentiert werden. mir ist wichtig, dass jede maßnahme nur unter einbeziehung der wohnbevölkerung umgesetzt wird.
11. Esterhazypark – Verkauf des Bunkers und Teile des Parks an das „Haus des Meeres“.
mariahilf zählt nach wie vor zu den dicht verbautesten gebieten wiens. jede freifläche ist zu erhalten und unbedingt der wohnbevölkerung zur verfügung zu stellen. deshalb stimme ich zwar dem verkauf des flakturms an das haus des meeres zu, es dürfen in diese transaktion aber keine freiflächen einbezogen werden. das heißt, der esterhazypark muss insgesamt weiterhin als öffentliche grünfläche erhalten bleiben.
12. Gestaltung des Nachmarktes im Rahmen seiner Generalsanierung.
der naschmarkt ist nicht nur der wichtigste nahversorger mariahilfs, sondern der „bauch von wien“, also von überregionaler bedeutung. zurecht steht dieser markt unter denkmalschutz und fügt sich harmonisch in das jugendstilambiente der wienzeile ein. deshalb ist es besonders wichtig, dass im rahmen der dringend notwendigen generalsanierung einerseits der marktbetrieb aufrecht erhalten bleibt, andererseits der markt nach dem umbau noch genauso aussieht wie davor. trotzdem sind bei dem rd. 100 jahre alten markt einige dringende maßnahmen umzusetzen. es braucht einen modernen, effektiven müllplatz. die gesamte infrastruktur ist desolat und muss erneuert werden. ein weiterer wesentlicher punkt ist die barrierefreiheit. im zuge der generalsanierung soll auch der gesamte markt behindertengerecht ausgestaltet werden. ich bin froh darüber, dass es mir gelungen ist, die finanzierung dieses millionenprojektes sicher zu stellen.