Adventkalender – Der Winterbaum von Franz Janowitz
In enger Erde ankert tief sein Warten,
verborgene Lippen saugen und sind wach,
indessen schlafend, heiter, im Gemach
kristallnen Tages, leicht, durch Wind und Garten
die Krone steigt zum tief erblauten Dach!
Noch segeln Vögel nicht auf hohen Bahnen,
Sie werden kommen, wenn sie Frühling ahnen;
so rückt sein Leib der Zeiten Eile nach.
Nichts steht so still und ist so Sehnsucht ganz,
nichts schweigt so tief und spricht zu mir so wild,
Wie dieses Baumes Haupt im Winterglanz.
Die Gottheit der Geduld, so mutig und so mild
zum Himmel klimmend durch der Lüfte Tanz,
sei ewig in uns, Baum Du, Bote, Bild
Franz Janowitz (1892- 1917)
